Vor allem die Kleinen fiebern in Spanien dem Dreikönigstag entgegen. Traditionell bringt nämlich nicht das Christkind die Geschenke, sondern die Heiligen Drei Könige, die »Reyes Magos«. In prunkvollen Umzügen ziehen sie in die Städte ein und vielerorts gerät ihre Ankunft zum Volksfest.
Während bei uns Anfang Januar viele schon wieder in den Arbeitsalltag einsteigen, freuen sich die Spanier nochmal auf ein großes Fest: den Dreikönigstag, in Spanien día de los Reyes Magos oder kurz día de Reyes. In fast jedem Dorf und jeder Stadt wird der Einzug der Heiligen Drei Könige bereits am 5. Januar mit einem Umzug, der cabalgata de Reyes (Ritt der Könige), gefeiert. Mit Pferden und Kutschen, in buntem Gewand und mit Goldkronen halten Caspar, Melchior und Balthasar feierlich Einzug. Mancherorts sogar begleitet von echten Kamelen. In Hafenstädten wie Barcelona oder Valencia kommen die Könige in prunkvollen Barken übers Meer und werden am Hafen begeistert begrüßt.
Der Dreikönigstag selbst, also der 6. Januar, ist in Spanien ein offizieller Feiertag – und für die Kinder ein zweites Weihnachten. Traditionell bringen hier nämlich die Drei Könige die Geschenke – was ja auch logisch ist. Schließlich sollen die Männer aus dem Morgenland dem Stern von Bethlehem gefolgt sein, um dem neu geborenen Jesuskind ihre Aufwartung zu machen. Mit Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Futter für die Kamele, Kohle für freche Kinder
In der Nacht zum Dreikönigstag stellen die Kinder ihre blitzeblank geputzten Schuhe an die Tür oder aufs Fensterbrett. Oft sind die Schuhe mit Heu oder Getreide gefüllt – als Futter für die müden Kamele. Manchmal stellt man noch eine Schale Wasser dazu und ein paar Bonbons für die Könige. Futter und Süßigkeiten sind dann am nächsten Morgen weg – und die Schuhe dafür mit Geschenken gefüllt. War ein Kind allerdings nicht nur brav, findet es in seinen Schuhen auch carbón vor: Kohle. Das Zeug ist schwarz und hässlich, entpuppt sich aber als süße Schleckerei.
Nach alter Sitte wird am 6. Januar auch der roscón de Reyes angeschnitten, eine Art Königskrone aus Hefeteig, verziert mit »Edelsteinen« aus kandierten Früchten. Gern backt man auch eine Münze, eine Bohne oder eine kleine Spielfigur für die Kinder ein. Wer die Gabe in seinem Kuchenstück findet, bekommt eine goldene Krone und darf sich diese für den Festtag aufsetzen.
»Königskranz« ganz einfach selbst gemacht
Den roscón de Reyes können Sie übrigens ganz leicht selbst backen: Basis ist ein ganz normaler Hefeteig aus 500 g Mehl, ½ Würfel (20 g) Hefe, 100 g Zucker, 125 ml Milch, 2 Eiern, ½ TL Salz und 100 g weicher Butter.
Das Besondere: Beim Teig für den spanischen Dreikönigskranz kommen noch die abgeriebene Schale von je einer halben Bio-Orange und Bio-Zitrone, 1 EL dunkler Rum und möglichst auch noch 2 EL Orangenblütenwasser dazu.
Nachdem der Teig gegangen ist, formen Sie daraus einen Kranz. Der Gag ist – wie gesagt – eine kleine Überraschung, die sie in den Teig geben: eine Münze oder eine kleine Spielfigur. Natürlich muss das Material hitzefest sein und es sollte keine unerwünschten Stoffe an den Kuchen abgeben! Am besten in Alufolie einwickeln. In Spanien können Sie spezielle figuritas für den roscón de Reyes kaufen.
Die fertig geformte »Krone« wird mit verquirltem Ei bestrichen und dann ganz nach Gusto mit »Edelsteinen« dekoriert. Hierzu eignen sich vor allem kandierte Früchte, Rosinen, geschälte Mandeln, Hagelzucker und/oder Zuckerperlen. Lassen Sie Ihre royale Kreativität spielen! Dann backen Sie Ihren roscón bei 180 °C (Umluft 160 °C) 30 bis 40 Minuten, bis er schön goldbraun ist (die Spanier mögen ihn allerdings recht dunkel).
Wenn’s besonders üppig sein soll, können Sie den Königskranz nach dem Auskühlen aufschneiden und mit geschlagener Sahne (lecker mit Vanillezucker oder Eierlikör!) füllen. Oder zum allergrößten Überfluss mit Buttercreme… Mir schmeckt der roscón de Reyes allerdings am besten ganz schlicht – zu einem guten café con leche (Milchkaffee).