Deutsche Mitreisende staunen immer, wenn ich mir in Spanien zum Frühstück ein »pan con tomate« bastle: Brot, Tomate, Olivenöl. Dabei ist das in Katalonien und auf den Balearen ganz normal – und schmeckt köstlich!
Klar – für Marmeladenfrühstücker ist das nix. Aber wer es am Morgen gern herzhaft hat oder gern mal zwischendurch einen mediterranen Snack genießt, der wird »pan con tomate« lieben. Für die Spanier ist diese Variante des Frühstücksbrotes ganz normal, und nicht ohne Grund stehen – vor allem auf den Balearen und in Katalonien – auf den meisten Frühstücksbüffets neben Brot, Butter und Marmelade auch Tomaten und Olivenöl. In guten Häusern sind die Tomaten häufig sogar schon von Haut und Kernen befreit, da wartet dann ein Schälchen mit einer rötlichen Pulpe. Daraus macht man sich selbst sein »pan con tomate« oder auf Katalanisch sein »pa amb tomàquet«.
Spanische Sonne aufs Brot
Was für mitteleuropäische Genießerohren etwas merkwürdig klingen mag, ist für diese Gegend einfach nur logisch: Hier reifen aromatische Tomaten unter südlicher Sonne und schmecken wirklich nach Paradies. Jeder hat ein paar Olivenbäume auf seinem Grund oder kennt wen, der ihm günstig einen Kanister eigenes Öl verkauft. Und früher wurde das Frühstück von den Bauern ja oft auf dem Feld eingenommen, musste also gut haltbar sein. Mit Butter und Käse ist es da nicht so weit her: Die Butter würde in der Hitze dahinschmelzen, der Käse dem hunrgigen Bauern davonlaufen. Also Brot, Tomaten, Olivenöl. So nutzt eben jede Kultur die naheliegenden Produkte.
So geht ein leckeres »pan con tomate«
Aber nun mal Butter bei die Fische – ähm: Olivenöl bei das Brot. Am besten nehmen Sie ein rustikales Weißbrot mit herzhafter Kruste (was die Spanier »pan de payés« nennen und die Katalanen »pa de pagès«, also Bauernbrot, ist etwas anderes als unser dunkles Holzofenbrot). Im Notfall tut’s auch Baguette – aber bitte keine schnöden Toastbrotscheiben.
Das Brot wird in Scheiben geschnitten und getoastet oder in der Pfanne trocken geröstet. Dann halbieren Sie eine Tomate und streichen das Fruchtfleisch auf das getoastete Brot. Das ganze mit etwas Olivenöl virgen extra beträufeln, nach Wunsch etwas Meersalz darüber streuen – fertig ist ein herzhaftes und leckeres Frühstück. Wer es gerne noch würziger mag, der halbiert vor der ganzen Prozedur eine Knoblauchzehe und streicht damit das getoastete Brot ein, bevor Tomate und Öl daraufkommen.
Turbo-Version für den großen Hunger
Je nach Gusto und Hunger kann man das »pan con tomate« beliebig erweitern – und da wären wir dann doch beim Brot mit Käse oder Wurst: Für einen Snack zwischendurch belegt man das Ganze je nach Gusto mit ein paar Scheiben Serrano-Schinken, Manchego-Käse, Chorizo, Fuet, Salchichón oder anderer Wurst. Und wenn Sie gar eingelegte Fische wie Anchovis oder Sardinen oder gegrilltes Gemüse auf ihr »pan con tomate« legen, haben Sie schon eine veritable und magenfüllende Mahlzeit.
Es kann Ihnen übrigens passieren, dass Sie in Barcelona oder auf den Balearen in eine Diskussion verwickelt werden, ob denn nun die Tomate zuerst aufs Brot soll oder das Olivenöl. Ich finde, es ist eine ziemlich matschige Angelegenheit, wenn man das Öl zuerst aufs Brot gibt und dann die Tomate einreibt. Wenn Sie allerdings fertige Tomatenpulpe serviert bekommen, ist es wirklich egal. Probieren Sie’s einfach aus. Beim »pan con tomate« ist schließlich schon die Zubereitung Teil des Genusses.