In Spanien gibt es mehr als 200 Olivensorten. Jede hat ihre ganz eigenen Qualitäten – je nachdem, wofür man sie verwenden will. Meine liebste Sorte für Olivenöl ist die Arbequina aus Nordspanien. Warum? Ich will versuchen, Ihnen das zu erklären.
Bei den meisten Olivenölen erfahren wir als Verbraucher gar nicht, welche Olivensorten da im Spiel sind. Wir müssen uns vom Geschmack also überraschen lassen – oder vor dem Kauf probieren. Anders ist dies bei reinsortigen Ölen. Wie der Name schon sagt, verwendet man dabei – wie bei vielen Weinen – nur eine einzige Sorte. Ich finde das klasse, denn endlich können Genießer auch ohne zu probieren einschätzen, was sie erwartet. Und ich mag eben lieber die sanften, leicht süßlichen Olivenöle als die herben.
Klein, aber fein: die Arbequina-Olive
Meine absolute Favoritin für Öl ist die Arbequina, die kleinste aller spanischen Olivensorten. Ein Früchtchen wiegt nur ein bis zwei Gramm und ist gerade mal so groß wie eine Haselnuss. Allerdings gibt die Kleine mehr Öl her als ihre größeren Kolleginnen, und dieses Öl hat einen geradezu bezaubernden Geschmack. Ein spanischer Experte hat die verschiedenen Olivensorten mal mit Kaviar verglichen. Die Arbequina bezeichnete er dabei als „Beluga unter den Oliven“, also das Feinste und Beste, was man finden kann. Ich kann dem nur beipflichten.
Wo die Arbequina herkommt, verrät schon ihr Name: Sie stammt aus der Gegend von Arbeca, einem kleinen Ort im Hinterland Kataloniens. Angebaut wird sie heute fast in ganz Spanien, bevorzugt aber in Katalonien und Aragón, also im Nordosten des Landes. Die Bäume wachsen hier auf einer Höhe um die 500 Meter, und das ganz besondere Klima ist auch für das ausgeprägte Aroma verantwortlich, das die Arbequina hier entwickelt: Im Winter herrscht häufig Nebel und es kann mit Temperaturen bis minus zehn Grad sehr kalt werden – anders als in den Anbaugebieten weiter südlich. Im Sommer ist es heiß und trocken.
Flüssiges Gold für Ihre Lieblingsspeisen
Damit die Arbequina ihr Potenzial in flüssiger Form voll entfalten kann, gilt für sie, was für jedes gute Olivenöl gilt: Die Früchte werden von Hand gepflückt, umgehend gemahlen und ohne Temperaturzufuhr sanft gepresst. Da man nur perfekt gereifte, unversehrte Früchte benützt und diese nach der Ernte sofort weiterverarbeitet, hat das Öl extrem wenig Säure (meist unter 0,2 Grad) und ist deshalb extrem mild.
Auch der Erntezeitpunkt beeinflusst den Geschmack: Arbequina-Öl aus früh geernteten Früchten hat eine grünliche Farbe und ein mandelähnliches, leicht bitteres Aroma. Später geerntete Früchte ergeben ein grünlich-goldenes und ganz besonders mildes Öl.
Durch sein ausgewogenes und dennoch volles Aroma ist Arbequina-Öl sehr vielseitig. Es passt eigentlich zu allen Speisen. Besonders gut eignet es sich wegen seiner Milde für Fischgerichte, Salate und Saucen. Ich selbst träufle es gern einfach über fertig gegartes Gemüse oder gedünsteten Fisch. Eine Flasche Arbequina-Öl steht bei mir am Esstisch und ist immer schnell aufgebraucht. Und das ist gut so: Durch den geringen Säuregrad hält sich das Öl nämlich nicht sehr lange, weshalb viele Produzenten die dunklen Flaschen auch noch mit einer dünnen Alufolie umwickeln. Die geringe Haltbarkeit hat aber auch was Positives: Man muss das feine Öl schnell verbrauchen. Also einfach häufig verwenden! Gesund ist es schließlich auch noch.