Sagen wir’s doch, wie es ist: Cava ist der kleine spanische Bruder des Champagner – nur viiieeel preiswerter. Das darf man zwar in Frankreich niemals laut sagen, aber ich verrate Ihnen hier – pssst – ganz im Geheimen, wie Sie durch einen Blick aufs Etikett genau den Cava finden, den Ihre Champagnerseele gesucht hat.
Als ich vor etwa 15 Jahren meinen ersten guten Cava probierte, war ich regelrecht bezaubert. Natürlich war es keiner dieser extrem billigen Supermarkt-Cavas für 2,99. Eher einer um die zehn, zwölf Euro. Es war eine Entdeckung fürs Leben! Und als jemand, die durchaus auch eine Sympathie für das teure französische Prickelwasser hegt, kann ich nur versichern: Cava darf sich zwar nicht Champagner nennen, aber er kann dem eitlen Verwandten aus Frankreich durchaus das Wasser reichen.
Die Traube macht den Unterschied
Was Cava – neben kleinen Unterschieden im Herstellungsprozess – am meisten vom Champagner unterscheidet sind die Rebsorten. Erlaubt sind für weißen Cava Macabeo, Parellada, Xarel.lo, Malvasía und Chardonnay. Bei Rosé-Cavas sind des Garnacha, Monastrell, Pinot Noir und Trepat. Die ganz individuellen Geschmacksnuancen erreicht man – wie bei vielen Weinen – in erster Linie dadurch, die Traubensorten raffiniert zu mischen (Cuvée).
Wie auch der Champagner geht ein echter Cava nach der ersten Gärung im Tank den weiten Weg der Flaschengärung – auf Spanisch método tradicional. Das Minimum liegt bei neun Monaten. Bei einem Cava Reserva bleibt der Schaumwein 15 und bei Cava Gran Reserva stolze 30 Monate auf der Hefe liegen.
Was erzählt das Etikett?
Wenn auf dem Etikett DOP Cava steht, liegen Sie schonmal richtig. Denn dieser Schaumwein genügt den strengen Richtlinien der geschützten Herkunftsbezeichnung (Denominación de origen protegida) Cava.
Wichtig ist jetzt vor allem, die Qualitätsstufen richtig einzuordnen. Denn wer einen sehr trockenen Sekt sucht und zu einem Cava mit Qualitätsstufe Seco (spanisch für „trocken“) greift, könnte enttäuscht sein. Dabei sind die Begriffe auf den Flaschen ganz leicht zu durchschauen.
Die sieben Qualitätsstufen beschreiben den Gehalt an Zucker pro Liter Cava. Dies kann Restsüße aus den Trauben sein oder als so genannte Dosage zugesetzte Süße.
- Brut nature: 0 bis 3 Gramm Zucker pro Liter (ohne Zuckerzusatz)
- Extra brut: 0 bis 6 Gramm Zucker pro Liter
- Brut: 0 bis 12 Gramm
- Extra seco: 12 bis 17 Gramm
- Seco: 17 bis 32 Gramm
- Semi-seco: 32 bis 50 Gramm
- Dulce: mehr als 50 Gramm
Sie sehen also: Die Unterschiede sind immens, und Extra seco ist beileibe nicht die trockenste Variante. Also nicht wundern, wenn ein Cava dieser Qualitätsstufe noch erstaunlich viel Restsüße hat. Wenn Sie es wirklich trocken mögen, ist ein Brut nature oder ein Extra brut der Cava der Wahl. Versuchen Sie aber durchaus auch mal einen guten Dulce – etwa zum Dessert oder Gebäck. Er passt auch super zu einem edlen Blauschimmelkäse (unbedingt mal einen spanischen Cabrales probieren!).
Und noch eine kleine, aber nicht unbedeutende Bemerkung am Rande: Bei vergleichbarer Qualität kostet ein Cava meist nichtmal ein Drittel eines Champagners. Für zehn bis 15 Euro bekommen Sie also schon einen richtig guten Cava. Ganz besonders möchte ich Ihnen auch die feinen Rosé-Cavas ans Herz legen.
Übrigens: Sie erkennen einen echten Cava auch am vierzackigen Stern, der unten in den Korken eingebrannt ist. Um den zu finden, müssen Sie die Flasche aber erstmal öffnen. ¡Salud!