»Hierbas« – das sind zunächst einmal einfach Kräuter. Genau so nennen die Spanier aber auch ihre köstlichen Kräuterliköre. Dafür sammeln sie nicht nur fleißig Minze und Rosmarin, Thymian und Lavendel. Manchmal wird für den Genuss auch heftig Süßholz geraspelt.
Wenn Sie schon einmal auf den Balearen waren, erinnern Sie sich vielleicht an die wunderbaren Düfte, die Wind und Sonne dort freisetzen: Rosmarin und Thymian, Minze, Fenchel und viele andere Kräuter wachsen auf den Inseln wild. Mit ihnen würzen die Insulaner seit jeher ihre Speisen – und sie zaubern daraus auch leckere Liköre. Viele Leute haben ihr überliefertes Familienrezept, das sie hüten wie ihren Augapfel.
Bis zu 25 verschiedene Kräuter wandern in die beliebten Hierbas. Die besten Liköre aus Mallorca und Ibiza sind als Herbes de Mallorca (spanisch Hierbas de Mallorca) und Herbes Eivissenques (Hierbas Ibicencas) sogar von der EU geschützt.
Anisschnaps mit den Aromen der Inseln
Basis der Hierbas ist ein trockener oder süßer Anisschnaps, der dann mit Kräuterextrakt vermischt wird. Zum Einsatz kommen unterschiedliche Pflanzen und Früchte wie Thymian, Rosmarin, Salbei, Oregano, Minze, Ysop, Lavendel, Myrte, Wermut, Kamille, Wacholder, Lorbeer undundund. Manche Hierbas verfeinert man auch noch mit Orangen- und/oder Zitronenschalen, Orangenblüten, Zimt, Koriander oder Kakaoschalen. Je nachdem, welche Aromen dominieren, erhält man recht unterschiedliche Liköre – von mild bis ziemlich würzig. Die Farbe variiert von hellgelb bis grellgrün, und je nach benutztem Schnaps und Zuckerzugabe kann so ein Getränk eher süß oder eher herb sein. Also am besten probieren!
Eine Besonderheit unter den Kräuterelexieren der Balearen ist ein knallorangefarbener Trunk namens Frígola: Auch dieser Likör wird aus verschiedenen Kräutern hergestellt, doch spielt hier Thymian die Hauptrolle.
Außerdem lieben die Insulaner auch ihren Palo: Hierfür versetzt man Anisschnaps mit Chinarinde, Enzian und karamellisiertem Zucker. Heraus kommt ein süßer, recht dickflüssiger Likör, der gern noch mit Zimt und Muskatnuss verfeinert wird. Man trinkt ihn als Aperitif oder nach dem Essen und kann damit auch Süßspeisen verfeinern.
Die meisten Hierbas haben zwischen 24 und 40 Vol.% Alkohol und pro Liter zwischen 100 und 250 Gramm Zucker.
Galicien: Feine Kräuterliköre mit Orujo
Natürlich findet man auch auf dem spanischen Festland jede Menge köstliche Hierbas. Viele stammen bis heute aus Klöstern, wo die Mönche und Nonnen seit jeher Kräuter zu medizinischen Zwecken anpflanzten.
In jüngster Zeit tut sich besonders die Region Galicien durch feine Liköre hervor. Das Besondere: Für einen Licor de Hierbas de Galicia werden die Essenzen der Kräuter und Früchte nicht mit Anisschnaps, sondern mit dem galicischen Tresterbrand Orujo//Link// angesetzt. Dieser verleiht dem Likör eine besonders feine Note. Traditionelle Aromen im Nordwesten Spaniens sind Minze, Kamille und Zitronen-Verbene sowie die Klassiker Rosmarin, Thymian, Oregano und Fenchel. Und wenn sich ein leichtes Lakritzaroma bemerkbar macht, können Sie sicher sein, dass für den Likör fleißig Süßholz geraspelt wurde.
Tipp: Wegen der Verdauungskraft der Kräuter trinkt man Hierbas am besten als Digestif nach dem Essen. Die Spanier servieren ihn meist eiskalt, je nach Gusto mit oder ohne Eis. Natürlich sind Hierbas auch ein beliebtes Mitbringsel – vor allem, wenn man sich für eine Flasche mit Kräuterzweig (»rama«) entscheidet.