Ein Jugendstil-Portal weist den Weg ins Paradies: Der Mercat St. Josep – besser bekannt als La Boquería – ist das lukullische Herz Barcelonas. Heiß geliebt von den Chefköchen der Stadt und von Feinschmeckern aus aller Welt. Auch mich zieht es bei jedem Barcelona-Besuch in diesen Tempel der Genüsse. Und natürlich komme ich nie ohne ein paar kulinarische Souvenirs wieder raus.
Ich kann mich noch genau erinnern: Als Studentin bin ich mal mit einer Freundin nach Barcelona getrampt – vom Nordschwarzwald bis Spanien per Anhalter. Geld hatten wir damals wenig, also haben wir uns auf unseren Reisen immer etwas Landestypisches zu essen gekauft und uns damit irgendwo an den Strand oder auf eine Wiese gesetzt. Unser Klassiker war Käse, Brot, Rotwein – egal ob in Spanien, Italien oder Griechenland.
In Barcelona haben wir damals die Boquería entdeckt, diesen wunderschönen Markt mitten in der Stadt. Er liegt direkt an der Flaniermeile Las Ramblas (katalanisch Les Rambles), wo die Einheimischen ihre Zeitungen oder Blumen kaufen und die Touristen unter Platanen Barcelona-Feeling einsaugen.
Wir Mädels waren schon damals begeistert von der alten Markthalle mit der raffinierten Eisenkonstruktion und dem Jugendstil-Tor. Vor allem aber hat uns die sinnliche Welt drinnen begeistert: alles total frisch, vieles damals noch fremd – und die Auswahl riesengroß. Wir haben damals Anfang April Erdbeeren gekauft, die schmeckten wie das Paradies. Und in Deutschland lag noch Schnee…
Fische, für die wir keine Namen kennen
Ganz besonders fasziniert mich bis heute die Abteilung mit den Fischen und Meeresfrüchten – darunter viele, die bei uns fast unbekannt sind (da kommen Erinnerungen auf, wie ich für mein Buch „Culinaria España“ Tage damit verbracht habe, die ganzen spanischen Fischnamen korrekt ins Deutsche zu übersetzen…).
Die Fischhändler haben ihre Stände in einem großen Oval in der Mitte der Halle. Vom Aal bis zum Seeteufel bereiten sie alles so vor, wie die Kunden das haben möchten – ob ganz oder in Filets, ob mit oder ohne Kopf – und diese ganzen Prozeduren sind einfach eine Schau.
Um die Fischabteilung herum gruppieren sich dann die anderen Stände – auf einer Seite hauptsächlich Obst und Gemüse, auf der anderen Fleisch-, Wurst- und Käsestände sowie allerlei Spezialitäten. Zum Beispiel Nüsse und Trockenfrüchte, feine Patés oder ganz exquisite Gemüse- und Fischkonserven – kein Vergleich mit unseren Erbsen und Möhrchen oder Dosensardinen.
Die Schätze Kataloniens zu jeder Jahreszeit
Wenn man jetzt im Herbst durch die Boquería schlendert, duftet es in der Gemüseabteilung ganz traumhaft nach Wald. In Körben liegen goldbraune Pilze mit knallorangefarbenen Stielen – handgepflückt in den Bergen Kataloniens: rovellons (spanisch níscalos, Deutsch Echte Reizker) sind die Lieblingspilze der Katalanen. Man bekommt sie in vielen Bars als Tapa – einfach in Olivenöl gebraten mit Petersilie und Meersalz. Köstlich!
Im Flugzeug mitnehmen kann man Fisch oder Pilze natürlich schlecht. Aber ich decke mich bei jedem Besuch in der Boquería mit Schinken, Wurst und Käse ein. An den meisten Ständen werden die kulinarischen Errungenschaften auf Wunsch auch vakuumverpackt.
Übrigens darf man in Spanien auf jedem Markt probieren. Fragen Sie einfach: Puedo probar? Dann wird ihnen niemand eine Kostprobe verwehren – schon gar nicht, wenn Sie sich bemühen, ein paar Brocken Spanisch zu sprechen.