Katalanen und Valencianos streiten bis heute, wer denn nun den Turrón erfunden hat. Tut mir leid: Weder – noch. Schon die Araber brachten eine ähnliche Süßigkeit aus Mandeln und Honig mit auf die Iberische Halbsinsel. Diese haben die Spanier dann immer mehr verfeinert. Und heute ist spanische Weihnachten ohne Turrón schlicht und einfach undenkbar.
Der Zwist um die Erfindung des Turrón ist so ähnlich, wie wenn man um die Erfindung von Brot oder Wein streiten würde. Es ist doch ganz einfach: Wo es Nüsse und Honig gab, mischten die Menschen sie schon vor Jahrtausenden zu süßen Leckereien zusammen. Zu Halwa in arabischen Ländern und in der Türkei, zu Turrón in Spanien, zu Nougat in Frankreich und später dann zu „türkischem Honig“ in Deutschland.
Klar ist, dass die Araber die Mandel ab dem 8. Jahrhundert auf die Iberische Halbinsel brachten und dort mit großem Erfolg anbauten. Und da es an der Levanteküste seit jeher köstlichen Honig gibt, konnten die Araber in Al-Andalus ihre kulinarischen Traditionen fortführen.
Historisch belegt ist, dass in der Gegend von Valencia Araber und Juden schon im 11. Jahrhundert eine Süßigkeit aus gemahlenen Mandeln und Zucker herstellten. Bereits im 15. Jahrhundert wurde in Jijona und Alicante Turrón im heute bekannten Stil hergestellt. Und das katholische Spanien hat den Turrón wohl schon im 16. Jahrhundert ins christliche Weihnachtsmenü aufgenommen.
Hart oder weich, mit ganzen Mandeln oder gemahlen
Jijona im Hinterland der Costa Blanca ist bis heute die Hauptstadt der Turrón-Produktion. Der klassische Turrón besteht nach wie vor aus nichts anderem als Honig, gerösteten Mandeln und Eiweiß. Naja – ein bisschen Eiweiß und Zitrone kommt meist auch noch rein. Aus diesen schlichten Zutaten rühren die turroneros zwei Grundtypen:
- Für harten Turrón (turrón duro oder turrón de Alicante) wird Honig – oft auch noch unter Zugabe von Zucker – erhitzt. In diese Mischung gibt man dann die geschälten und gerösteten Mandeln. Dann wird das Ganze unter unter Rühren mit riesigen Holzlöffeln geköchelt. Zum Schluss kommt etwas Eiweiß als Bindemittel dazu, dann wird die Masse auf großen Blechen abgekühlt, in Stücke geschnitten und meist maschinell verpackt.
- Für weichen Turrón (turrón blando oder turrón de Jijona) wird harter Turrón zu einer homogenen Paste zermahlen, nochmals erhitzt und zu einer glatten Masse gerührt.
Vielfalt im Schlaraffenland
Für Puristen sind diese beiden die einzig wahren Turrones. Sie dürfen auf keinem spanischen Weihnachtsteller fehlen. Allerdings sind wenige Spanier solche Puristen, und im Lauf der Zeit sind immer neue Varianten dazugekommen: zuerst mit Eigelb, Schokolade, Nüssen, Pinienkernen, Kokos, kandierten oder getrockneten Früchten, später dann auch mit Erdbeeren, Kirschen, Himbeeren oder tropischen Früchten, mit Sahne oder Joghurt. Zu den ganz modernen Variationen zählen Turrón mit Kaffee, Zitronencreme, Crema Catalana, Puffreis oder Rum-Rosinen. Sie sehen also: Der Phantasie der turroneros sind keine Grenzen gesetzt.
Vor allem in der Vorweihnachtszeit laufen bei den Turrónherstellern die Rührbottiche auf Hochtouren. Die speziellen Turróngeschäfte, etwa in Valencia oder Barcelona, haben wieder geöffnet und verkaufen Unmenge der leckeren Weihnachtsschleckerei. In diesen turronerías gibt’s die Leckerei offen am Stück oder auch als Bruch. Und das Beste: Man darf vor dem Kauf nach Herzenslust probieren. In den Läden und im Internet finden Sie Turrón auch vakuumverpackt in hübschen Schachteln. So hält er sich mindestens ein Jahr.