Lebende Krippen und großes Los. Stockfisch, Truthahn und Turrón: Die Spanier bereiten sich auf Weihnachten vor und am 24. Dezember wird richtig üppig aufgetischt.
Wundern Sie sich nicht, wenn Sie am 24. Dezember in Spanien sind – und es gibt keine Geschenke. Christi Geburt feiert man hier zwar auch an Heiligabend, doch die Gaben bringt nicht das Christkind, sondern (eigentlich logisch!) die Heiligen Drei Könige.
Dennoch ist Weihnachten natürlich auch in Spanien das größte Familienfest im Jahreskalender. Wie bei uns beginnt das Fest schon Wochen vorher mit unheimlich viel Glitzer, Süßzeug und blinkenden Lämpchen. Die Spanier mögen’s einfach bunt. Aber um ehrlich zu sein: Mir gefallen viel besser als das ganze bunte Geblinke die belenes vivientes: lebende Krippen. Dabei stellen die Bewohner der Dörfer und Städte Szenen rund um Christi Geburt im Stall von Bethlehem dar. Mit Schäfern, Handwerkern und den Heiligen Drei Königen. Natürlich sind auch Ochs und Esel echt. Es gibt diesen Brauch im ganzen Land – vom kleinsten Dorf bis Madrid und Barcelona. Und manchmal inszenieren die Dorfbewohner die biblische Geschichte auch in einem nahegelegenen Feld, im Wald oder gar in einer Höhle. Sehr berührend!
Ein regelrechter Wahn dagegen ist die lotería de navidad: die Weihnachtslotterie. Mehr als 150 Millionen Lose werden jedes Jahr gedruckt und jeder hofft auf el gordo, das „dicke Los“. Damit ist dann beim Weihnachtsmenü auch eine Trüffelknolle für die Truthahnfüllung drin. Oder ein Glas Kaviar.
Weihnachts-Truthahn mit Variationen
Das große Weihnachtsessen zelebrieren die Spanier an Heiligabend. Ganze Großfamilien versammeln sich dann um festlich geschmückte Tafeln um zu feiern. Was bei uns die Weihnachtsgans, das ist in Spanien der pavo de navidad, der Weihnachtstruthahn. Wer’s ganz traditionell mag, kauft sogar einen capón (Kapaun), einen kastrierten und gemästeten Hahn.
Die Rezepte für das Weihnachtsgeflügel variieren von Region zu Region: In Katalonien füllt man den Truthahn oder Kapaun gern mit Pflaumen, Rosinen und Pinienkernen, in Asturien mit Äpfeln. In Galicien bereitet man die Farce mit Kastanien zu, und in Valencia gibt es wunderbare Rezepte mit Orangen und Honig.
Beliebte Festtagsgerichte sind aber auch Braten vom Lamm, Zicklein oder Spanferkel sowie besonders feine Fischgerichte, etwa besugo al horno (Graubarsch aus dem Ofen) oder Stockfisch (bacalao) in den verschiedensten Zubereitungen. Ein Weihnachtsklassiker in Galicien ist Stockfisch mit Blumenkohl (bacalao con coliflor) und viele Spanier gönnen sich zum Fest auch einen Hummer, frische Langusten oder Austern.
Marzipan, Turrón und ein Gläschen Oloroso
Natürlich verspeisen die Spanier während der Festtage auch Unmengen an Süßigkeiten: zarte Mandelkekse (polvorones) und Marzipan in vielen Formen, Zuckerkringel und Schmalzgebäck, in Wein oder Sirup gekochte Trockenfrüchte sowie süße Suppen aus Mandeln, Nüssen oder Kastanien. Die Weihnachtsnascherei schlechthin ist aber der Turrón, der traditionelle Mandelnougat. Und natürlich fließt auch der Wein in Strömen, dazu das eine oder andere Glas Cava – und zum Abschluss ein Glas Moscatel-Süßwein oder ein besonders edler Oloroso, das ist die süße Variante des Sherry.
Die Kleinen aber, die fiebern vor allem den Heiligen Drei Königen (Reyes Magos) entgegen. Denn die bringen schließlich die Geschenke. Aber davon dann mehr hier im Blog am 6. Januar.
Und nächste Woche gibt’s hier Rezepte zum spanischen Weihnachtsmenü. Freuen Sie sich auf Weihnachtstruthahn mit Backpflaumen, Äpfeln und Walnüssen – lecker in Cava geschmort. Und zum Dessert auf einen Flan mit Turrón.